Baby

Klinik, Hausgeburt oder Geburtshaus

August 12, 2019

40 Wochen Schwangerschaft.

40 Wochen, die wahnsinnig viele Emotionen, Höhen und Tiefen, Vorfreude und Sorgen mit sich bringen. Eine ganz besondere Zeit im Leben und gleichzeitig eine Zeit, in der man unglaublich auf sich selbst und damit auf seinen kleinen, neuen Mitbewohner aufpasst. Vielleicht sogar so sehr, wie niemals sonst. Gesunde Ernährung, viel Schlaf, möglichst wenig Belastung, kein Stress – stattdessen viele Pausen und Auszeiten, gepaart mit Massagen und wohltuenden Yoga Stunden. Und am Ende die große Frage, wie beendet man die Schwangerschaft und wo beginnt man die Geburt?

Klinik, Hausgeburt oder Geburtshaus? Gemütliche Atmosphäre vs. medizinische Sicherheit? Prinzipiell liegt die Entscheidung bei jeder werdenden Mama. Das eigene Bauchgefühl und der Verstand müssen die beste Entscheidung treffen und man sollte selbstverständlich die ärztliche bzw. die Meinung der Hebamme dabei nicht außer Acht lassen.

HAUSGEBURT UND GEBURTSHAUS

Für eine Hausgeburt spricht zunächst, dass man sich in seinen eigenen vier Wänden in der Regel am wohlsten fühlt. Für viele Frauen bedeutet das zusätzliche Entspannung. Bei einem problemlosen Schwangerschaftsverlauf liegen die Risiken für Komplikationen während der Geburt bei gerade mal 0,2-0,4 %. Das ist sehr, sehr wenig, aber natürlich dennoch keine Garantie. Daher sollte man, wenn man eine Hausgeburt oder eine Entbindung im Geburtshaus plant, trotz allem wissen, wo die nächste Klinik mit Kreißsaal ist und wie man auf schnellstem Wege dort hinkommt. Es schadet auch nicht, sich schon vorab in der Klinik anzumelden, sodass wichtige Eckdaten bereits im Vorfeld vorliegen. Liegt das Baby quer, die Plazenta vor dem Muttermund oder hat die Mutter eine chronische Krankheit, wird die zuständige Hebamme mit großer Wahrscheinlichkeit von vornherein von einer Hausgeburt abraten, da die Risiken zu hoch sind. Sprecht daher unbedingt gemeinsam darüber.

Zuhause und auch im Geburtshaus kann man die Atmosphäre absolut selbst bestimmen. Zudem gibt es kein ständig wechselndes Personal. Es ist die gleiche Hebamme, die die Geburt startet und beendet und man genießt den seltenen Vorteil einer 1-zu-1 Betreuung, welche man heutzutage eigentlich in keiner Klinik mehr beanspruchen kann. Ganz bestimmt einer der vielen Gründe, warum Frauen, die sich für eine Hausgeburt entschieden haben, berichten, dass sie eine sehr zufriedene Geburt erlebt haben. Bei der sogenannten „selbstbestimmten“ Geburt kommt es außerdem zu deutlich weniger Interventionen. Venenzugang, Blasensprengung, Dammschnitt, Saugglocke, äußere Einwirkungen – viele unangenehme Eingriffe bleiben in der Regel aus. Dennoch muss man sich bewusst sein, dass man bei einer außerklinischen Entbindung keine Schmerzmittel zur Verfügung hat. Wer auf jeden Fall eine PDA als Plan B haben möchte, ist bei sich Zuhause vielleicht nicht ganz optimal aufgehoben. Es sei denn, man nimmt in Kauf, dass man noch während der Geburt in eine Klinik verlegt wird. Kommt es bei der Geburt zu unvorhergesehenen Komplikationen, beispielsweise einem Geburtsstillstand oder schlechten Herztönen beim Baby, ist eine Verlegung ins Krankenhaus unbedingt notwendig. Das wiederum kann eine äußerst unangenehme Situation für die werdende Mutter sein. Es schadet auf jeden Fall nicht, diese Eventualität in seine Gedanken und Entscheidungen mit einzubeziehen.

Da bei der Hausgeburt und im Geburtshaus nur eine spontane Entbindung möglich ist, ist die Kaiserschnittrate – im Bezug auf die Verlegungen – sehr viel geringer als in den Kliniken. Die Geburt darf passieren und darf dauern. Solange es keinen ernstzunehmenden Grund für einen Kaiserschnitt gibt, wird auch keiner veranlasst.

KLINIK

Ganz im Gegensatz zum Krankenhaus, denn dort ist Zeit Geld. Und eine Geburt braucht nicht selten viel Zeit, manchmal bis zu 30 Stunden oder mehr. Oft wird den Kliniken vorgeworfen, dass die Zuständigen die Unzurechnungsfähigkeit der Frauen unter der Geburt ausnutzen und voreilige Entscheidungen treffen, um die Geburt zu beschleunigen. Weniger Zeit, gleich schneller frei werdende Kreißsäle, gleich mehr Geburten, gleich mehr Geld. Ein Kaiserschnitt ist noch dazu weitaus lukrativer für eine Klinik als eine spontane Geburt. Frauen, die im Krankenhaus entbinden, berichten nicht selten, dass sie das Gefühl hatten, sich aufgegeben zu haben und nicht selbstbestimmt gebären konnten.

Dem gegenüber steht in einer Klinik die maximale medizinische Sicherheit. Spezialisierte Kinderärzte und Anästhesisten sind jederzeit vor Ort und können in Notfällen eingreifen. Zudem haben die Kreißsäle (insbesondere in den Großstädten) heutzutage deutlich mehr Atmosphäre als damals. Es gibt sanfteres Licht, gemütlichere Stimmung, man darf seine Musik mitbringen, es werden Hilfsmittel für jegliche Art von Gebärpositionen sowie homöopathische Mittel (Akupunktur, Bachblüten, Globuli) angeboten. Am besten ist es, wenn ihr euch vorher in der Klinik eurer Wahl informiert und umseht. Die meisten Kreißsäle bieten regelmäßige Infoabende an, an denen man einen guten Überblick bekommt. Wichtig ist, dass man sich wohl fühlt. Neben hauptsächlich ärztlich geleiteten Kreißsälen gibt es heute auch das neue Konzept der hebammengeleiteten Kreißsäle. Wo sich diese befinden, findet ihr zum Beispiel auf den Seiten des Deutschen Hebammenverbands.

Im Vorgespräch mit der Klinik könnt ihr viele Fragen aus dem Weg räumen, auf Sorgen eingehen und Wünsche äußern. Inwiefern diese eingehalten werden und werden können, zeigt am Ende natürlich nur der Verlauf der Geburt. Dennoch gibt es heutzutage beispielsweise in vielen Kliniken die Möglichkeit das Auspulsieren der Nabelschnur zu berücksichtigen oder im Anschluss der Geburt ein Familienzimmer für mehr Intimität zu bekommen.

In einer Klinik erfährt man heute daher auch gar nicht selten ein Rundum-Paket. Wie bereits oben angedeutet, enden Hausgeburten, insbesondere bei Erstgebärenden, nicht allzu selten im Krankenhaus. Grund dafür ist meist ein zu langer Geburtsverlauf und der Wunsch nach einer PDA. Ein solcher Transport birgt Risiken, da erforderliche Maßnahmen verzögert werden können und die Mütter diese Verlegung oft als eine traumatische Situation erleben.

Der Tagesspiegel schreibt: „In der britischen ‚Homebirth Study‘ wurden Risiken für die Kinder nach einem Transport in eine Klinik untersucht. Dabei lagen die Todesfälle bei 13 % und Hirnschädigungen bei 46 %.“ Das ist eine beängstigende Aussage, die ich als sehr kritisch betrachte. Denn leider geht daraus nicht hervor, ob das nicht genauso passiert wäre, wenn die Mütter zur Entbindung von vornherein in eine Klinik gegangen wären.

Ich möchte in diesem Beitrag weder für das eine noch für das andere plädieren. Geburt ist ein sehr sensibles Thema und ich glaube, dass jede Frau ganz intuitiv weiß, welche Umgebung für sie die richtige ist. Ich möchte aber aufzeigen, dass es wert ist, sich darüber ausreichend Gedanken zu machen und sich zu informieren. Für mich selbst war seit Beginn der Schwangerschaft ganz klar, dass ich spontan in einer Klinik entbinden möchte. Allerdings habe ich in den letzten Wochen vor dem ET hin und wieder gedacht, dass ich mich Zuhause mit Sicherheit viel wohler fühlen würde. Nur ein Bauchgefühl. Am Ende bin ich wie geplant in der Klinik gewesen – ob es die richtige Entscheidung war kann ich nicht sagen, da ich nur die eine Seite erlebt habe.

Ich bin sicher, dass man absolut magische Geburtserlebnisse sowohl in einer Klinik, als auch Zuhause oder in einem Geburtshaus erleben kann. Genauso, wie man negative oder traumatische Erlebnisse bei jedem der drei Möglichkeiten mitnehmen kann.

Teilt gerne in den Kommentaren, wofür ihr euch entschieden habt und warum.

Alles Liebe, Britta ♡

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