Baby

Eine Hommage an das Schlafen mit Baby

Mai 3, 2019

Autsch. Das ist oft der erste Gedanke, der mir in den Kopf kommt, wenn ich nachts vermeintlich ohne ersichtlichen Grund aufwache. Baby schläft, Mann sowieso, der Hund streckt alle Viere von sich. Der naheliegendste Grund, warum ich nun also mit sperrangelweit geöffneten Augen im Bett liege und die Decke anstarre, ist die sich meldende Brust.

Schlaf – und davon möglichst viel und lange – das ist es, was sich alle Eltern eines Babys wünschen. Aber wehe dem, die Schlafphasen des Mini Menschen überschreiten schon in den ersten Lebenswochen die magischen 4 Stunden und die Brüste werden dadurch nicht zeit- und fachgemäß entleert. Denn spätestens, wenn sich diese anfühlen wie Dolly Buster frisch vom OP Tisch, ist Schluss mit lustig. Nur Baumarkt Silikon ist schöner. Jetzt muss man also geistesgegenwärtig abwägen: hält man es aus, weckt man das Kind oder ran an die Milchpumpe?

Aushalten ist keine Option, es liegt sich einfach schlecht mit so viel Milch und die Stilleinlagen tun auch nicht mehr das, was sie versprechen, nämlich dicht halten. Das Kind wecken? Macht nachts ja eigentlich auch kein Mensch freiwillig. Da meine Beziehung zur Pumpe allerdings nie eine romantische Wendung nahm, entscheide ich mich für das süße Baby neben mir, das ohnehin regelmäßig seine Milcheinheiten benötigt. Ich stupse sie also vorsichtig an – bloß nicht hellwach machen – und los geht’s.

Auf mein Milchmädchen ist immer Verlass. Im Halbschlaf entdeckt sie begeistert die Brust. Wenn diese allerdings so voll ist, fällt das Andocken sichtlich schwer. Es folgt ein entsetzter Blick à la „willst du mich ertränken“ und so ähnlich klingt es dann auch, wenn sie es schließlich geschafft hat mit dem Trinken zu beginnen. Aber immerhin, sie trinkt. Nur nicht zu früh freuen: denn wenn rechts getrunken wird, wird auch links produziert. Und das kann hin und wieder schmerzen. Doch noch ist es auszuhalten, denn schließlich wurde ja links zuletzt geleert. Rechts, links, rechts, links, immer schön abwechseln – so haben es uns die Hebammen noch im Krankenhaus sorgsam beigebracht.

5-7 Minuten später folgt Erleichterung für alle Beteiligten. Brust leer, Kind satt, jetzt nur noch hoffen, dass sie auch sofort wieder einschläft. Sie tut es, ich bleibe wach. Denn jetzt heißt es, möglichst nicht mehr bewegen. Was einem vorher niemand sagt: das Kind trinkt nicht nur gerne an der Brust, es fühlt sich dort auch durchaus heimisch und geborgen. Nach dem Trinken ist also vor dem Kuscheln. Und so klammert sich mein kleines Äffchen ganz verliebt mit beiden Händen um meine Brust und legt das Köpfchen darauf ab. Süß. Wirklich. Aber wie schlafe ich nun am besten wieder ein, ohne Gefahr zu laufen sie wirklich zu wecken? Denn grundlos wecken findet sie sicher nicht so lustig.

Ich entscheide mich fast immer für die „Hände hoch“ und „bleibt die Brust halt nackig“-Variante. Mit den Armen über dem Kopf liegend und wohl wissend, dass mir binnen kurzer Zeit erst die Hände und mit großer Wahrscheinlichkeit anschließend auch die Arme einschlafen werden, versuche ich mit dem Rest meines Körpers das Gleiche zu schaffen, während klein L schon zufrieden durch neue Träume schwebt. Ok, denke ich, so geht es eigentlich. Einschlafende Arme nehme ich in Kauf. Wenn da jetzt nicht noch das Platzproblem wäre. Braucht ja auch viel Fläche im Bett, so ein kleines Baby. Dass Mama da halb von der Kante fällt, liegt quasi auf der Hand. Gott sei Dank steht neben mir ein Beistellbett, sodass ich nicht raus kullern kann. Ist das wohl die wahre Daseinsberechtigung für Beistellbetten? Und ob ich da notfalls auch mal ganz reinpassen würde? Alles egal, ich brauche weder Platz noch Blut in den Armen. Wenn es dem Baby gut geht, geht es auch Mama gut oder wie war das?

Während frau in der Nacht also von einem Zwiespalt in den nächsten schaukelt, liegt Mann fröhlich schnarchend neben mir und ich frage mich, ob die Männer der Welt sich ebenfalls für die Variante Aufwecken oder „Ach das Kind fällt schon nicht vom Fleisch und pralle Brüste sind eh schön“ entscheiden würden. Aber das wird wohl immer ein Geheimnis bleiben. 

Dann ist’s geschafft. „It’s a wrap“ würde Heidi Klum sagen und sich dabei quiekend im Kreis drehen. It’s a trap, denke ich und frage mich, wieso ich mein Baby wecken muss, wenn es doch so selig schläft. Liebe Natur, da ist etwas schief gelaufen. Weniger Milchproduktion in der Nacht bitte und Babys Magen bis zum nächsten Morgen mit ausreichend Reserven gefüllt. Ich entscheide mich dennoch, es schön zu finden. Immerhin darf ich mein süßes Mädchen so auch zwischendurch in der Nacht bewundern und es ist ja auch alles nur eine Phase. So, wie die nächste Schlafphase, in die ich jetzt zufrieden gleite. Bis die nächste Brust platzt. Gute Nacht.

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