Als ich hier zuletzt über Lenia geschrieben habe, war sie gerade ein halbes Jahr alt geworden. Unser kleines Baby hatte den Neugeborenen Kosmos verlassen – und wir auch. Wir waren damals schon ein richtig gut eingespieltes Team, wussten wie unser kleines Baby funktioniert, was es wann braucht und was nicht. Damals waren wir wahnsinnig stolz, dass sie nun zu essen beginnt, in ihrem Hochstuhl sitzen und neue Laute von sich geben kann. Und gerade, als wir noch mitten in dieser Freude steckten, machte es auf einmal Peng und aus unserem Baby wurde ein Kleinkind mit Babyzügen. Ein Babykind sozusagen. Ich konnte gar nicht so schnell folgen, wie alles passiert ist. Ihre ganze Motorik, ihre Mimik, ihre Bedürfnisse, ihre Interessen, einfach alles hat einen riesigen Satz nach vorne gemacht.
Es war irgendwie, als hätte mit 7 Monaten jemand die Handbremse gelöst. Ich bin wie gewohnt aufgestanden, habe mich und Lenia startklar für den Tag gemacht, sie auf den Boden gelegt und es ging los – von jetzt auf gleich ist sie das erste Mal gerobbt. Wie um alles in der Welt geht das? Nur einen Tag vorher hat sie noch wie ein Fisch im Trockenen auf ihrer Spieldecke gezappelt und sich geärgert, dass sie nicht vom Fleck kommt. Und mindestens genauso sehr wie sie sich diesen Moment herbei gewünscht hat, haben wir es auch, denn die Unzufriedenheit stand ihr in den letzten Tagen ins Gesicht geschrieben. Sie wollte einfach eigenständig vorwärts kommen.
Die Freude war also auf allen Seiten groß und es wurde geübt, geübt, geübt, allerdings nur im sicheren Radius von Mama und Papa. Das hielt ungefähr zwei Wochen so an und dann kam es Schlag auf Schlag. Erstmal knien, dann sitzen – aha, jetzt fängt sie bestimmt bald an zu krabbeln – … nein, erstmal hochziehen und stehen. Moment, stehen?! Da ist was in der Reihenfolge verrutscht. Wir haben das Krabbeln unterwegs verloren, ich glaube, wir müssen nochmal umkehren. Aber keine Chance. Unser Mädchen steht jetzt, ist ja schließlich kein Baby mehr. Das müssen jedenfalls ihre Gedanken sein.
Das macht sie nun also Tag ein, Tag aus. Stoppsocken sind unser treuester Begleiter geworden und der kleine Dickschädel wurde schon zwei bis zwanzig Mal durch die Qualitätskontrolle gezogen. Ups. Es geht einfach so schnell! Eine Sekunde weggeschaut und schwups… doch noch zu wackelig auf den Beinen. Und das, obwohl ich die ganze Zeit an ihr dran bin. Das Faszinierende an Babys und Kindern ist ja: sie fallen 20 Mal und stehen 200 Mal wieder auf. Von diesem Ehrgeiz könnte sich unsereins im Erwachsenendasein mal eine dicke Scheibe abschneiden. Mittlerweile steht sie aber wie eine Eins an den Möbeln und hangelt sich auch schon daran entlang. Und auch das Krabbeln hat Lenia inzwischen für sich entdeckt. Wie süß ist das bitte? Wenn diese kleinen Patschehändchen im Akkord über den Boden tapsen und den Windelpo hinter sich herziehen – da schmilzt das Mamaherz. ♡
Nun ist Lenia also von einem Klammeräffchen zu einem Kletteräffchen geworden und ich traue immer noch meinen Augen kaum, wenn sie am Couchtisch steht, sich voller Stolz umdreht, mir zuwinkt und über das ganze Gesicht strahlt als hätte sie gerade den Mount Everest erklommen. Und ging es mir vorher alles zu langsam, geht es mir jetzt irgendwie zu schnell. Aber natürlich genieße ich ihre Entwicklung auch total und selbstverständlich sind wir wahnsinnig stolz. Die letzten drei Monate waren daher wahnsinnig intensiv und wenn ich den Beitrag zu ihrem 6-Monats-Update lese, kann ich gar nicht glauben, dass das erst wenige Wochen her ist.
GRÖßE UND GEWICHT
Ca. 69 cm, Gewicht müssten um die 7 kg sein.
ERNÄHRUNG
Tagsüber und nachts abgestillt. Seit kurzem wird sie nur noch einmal zum ins Bett bringen gestillt.
Zum Frühstück gibt es meistens Müsli, mittags Gemüsebrei, hin und wieder mit Fleisch oder Fisch, nachmittags frisches oder püriertes Obst mit oder ohne Getreide, abends Milchbrei oder ein Brot mit Butter. Es ist nun doch mehr Brei als baby led weaning geworden, aber für uns war alles genau richtig so. Wir haben ihr intuitiv gegeben, was sich gut angefühlt hat. Inzwischen trinkt sie kleine Mengen Wasser oder Tee aus einem Becher.
Warum wir nachts abgestillt haben: Als es mit den ganzen motorischen Fortschritten losging, war Lenia plötzlich wie ausgewechselt und die vorher so unkomplizierten Nächte waren vorbei. Scheinbar hat sie nachts die ganze Nähe getankt und sich Kuschel- und Trinkeinheiten zurück geholt, die ihr über den Tag fehlten. Nachdem wir uns das einige Wochen mit angeguckt und immer wieder auf den Sprung geschoben haben, waren unsere Nerven und die Geduld irgendwann am Ende.
Also haben wir uns entschlossen, nachts abzustillen. Obwohl wir wussten, dass sie jegliche Flaschen- und Milchnahrung verweigert. Aber no risk, no fun oder wie heißt es so schön? Und wow.. man macht sich ja vor dem Eltern sein wirklich keinen Begriff von all den Dingen, die man so machen wird und muss. Die Nacht des Abstillen war auf jeden Fall eine der Situationen, in der ich dachte, das ist doch alles ein schlechter Scherz. Aber wir sind standhaft geblieben, auch wenn es nicht so einfach war. Natürlich hat Lenia geweint und sich gewehrt, aber mit viel Zuspruch, Trost und Streicheleinheiten hat sie doch immer wieder in den Schlaf gefunden und hat es eigentlich super gemacht. Also an alle, die das gleiche Szenario bald vor sich haben: haltet durch! Auch eine Nacht hat irgendwann ein Ende.
Und noch etwas Positives, was ich kaum glauben kann: Lenia trinkt plötzlich aus der Flasche und wir können ihr nun morgens direkt nach dem Aufwachen eine große Portion Pre Milch geben. Es geschehen Zeichen und Wunder.
SCHLAF
Wie eben schon geschrieben, hatten wir über 8-10 Wochen eine wirklich schwierige Phase. Es gab auch immer mal wieder gute Nächte, aber im Großen und Ganzen war es sehr herausfordernd und schlauchend. Sie war wahnsinnig unruhig, brauchte viel Nähe, Beruhigung und wir ganz viel Geduld und Verständnis. Es gab Nächte, in denen sie plötzlich einfach hellwach war. Dann hieß es für uns tragen, singen, kuscheln, stillen und alles wieder von vorne. Manchmal 2-3 Stunden lang. Ihr fiel es in solchen Nächten unheimlich schwer zurück in den Schlaf zu finden. Meistens hat sie nicht geweint, aber wollte eben einfach wach sein.
Ich wurde vorher schon oft gewarnt, dass es nachts anstrengend wird, wenn die Kleinen motorisch große Fortschritte machen und tatsächlich ist es genauso eingetroffen. Da wir keinen Rat mehr wussten und eigentlich darauf vertraut haben, dass sie grundsätzlich immer eine gute Schläferin war, war unsere letzte Hoffnung sie abzustillen. Und siehe da: nachdem wir diese eine Nacht durchgemacht hatten, war sie wie verwandelt. Sie schläft seitdem in ihrem Bettchen und wacht höchstens 2 Mal auf und lässt sich meistens mit einfachem Handauflegen und ihrer Spieluhr beruhigen. Wir trauen dem Braten noch nicht ganz, aber wenn das jetzt so bleiben sollte, dann war das definitiv die beste Entscheidung zum richtigen Zeitpunkt.
MOTORIK
Ihre Hände schnappen im Eiltempo nach allem, was ihr ins Blickfeld kommt. Es ist bewundernswert, wie sie inzwischen mit ihren Mini-Händchen agiert. Wie sie kleine Krümel aufhebt, aber auch große Gegenstände untersucht und benutzt. Sie winkt und klatscht, robbt, krabbelt, sitzt, kniet, zieht sich hoch und steht, hangelt sich an Möbeln entlang, ist im Vierfüßler, aber selten noch auf dem Bauch. Blättert Bücher um, steckt Stapelbecher in- und auseinander, räumt Kisten ein und wieder aus. Öffnet Schranktüren, liebt Schnüre, Kabel und Bälle, füttert unseren Hund vom Hochstuhl aus, gibt uns Küsschen und befühlt unser Gesicht. Hin und wieder schafft sie es Bauklötze in die dafür vorgesehenen Öffnungen zu stecken. Das kann aber auch noch glücklicher Zufall sein.
ZÄHNE
Zu den unteren zwei Schneidezähnen haben sich inzwischen noch die beiden oberen Schneidezähne gesellt.
SPRACHE
Eine Zeit lang ist es sehr ruhig geworden mit der Sprache. Lenia schien so sehr mit der Motorik beschäftigt gewesen zu sein, dass für alles andere kein Platz mehr war. Zu allen willkürlichen Lauten ist aber inzwischen ein deutliches Ba-ba, Ma-ma und Da-da gekommen. Sie versteht, dass unser Hund Benni heißt und schaut sich suchend nach ihm um, wenn wir ihn rufen. Sie kennt ihren eigenen Namen und weiß, dass ein „Nein“ offenbar kein Wort ist, dass sie ignorieren sollte. Ich glaube, dass sie generell viel mehr versteht und wahrnimmt. Wir versuchen daher viel mit ihr zu sprechen, zu erklären, öfter vorzulesen und einfach zu kommunizieren. Auf unseren Gesang reagiert sie nach wie vor sehr positiv und liebt es, wenn Kindermusik spielen.
BESCHÄFTIGUNG
Nach wie vor findet sie viel Action am allerbesten. Inmitten vieler Babys fühlt unsere Maus sich pudelwohl und könnte stundenlang vor sich hin spielen. Mittlerweile sitzt sie auch gerne in ihrem Kinderwagen und beobachtet das Geschehen um sie rum. Allerdings müssen es dafür schon belebte Straßen sein – Natur und Ruhe sind nicht so spannend.. scheint ein waschechtes Stadtkind zu sein, unser Mädchen.
Zuhause schaut sie sich gerne Bücher an, spielt mit Stapelbechern und räumt Gefäße ein und wieder aus. Der absolute Hit ist aber stehen. Irgendein Spielzeug in die Hand und ab damit an den Couchtisch.
ENTWICKLUNGSSPRUNG
Beim letzten Update hatte Lenia gerade den 5. Schub durchlaufen. Jetzt stehen wir unmittelbar vor dem 6. Kann es sein, dass die Phasen zwischen den Schüben einfach immer viel kürzer sind als die unangenehmeren Phasen?
Im letzten Beitrag hatte ich eine Auflistung gemacht, was die Babys laut van de Rijt nach den Wochen des 5. Schubs können sollten. Einige davon hatte Lenia schon vorab erreicht, viele aber auch nicht. Jetzt bin ich gespannt, was die literarische Babyanleitung so kann und ob jetzt wirklich alles passt.
Die ✔und ✘, die in Klammern stehen sind die Antworten des Beitrags, als sie 6 Monate alt war.
- Zeigt Interesse an Menschen, die sich anders als gewohnt verhalten (✔)
- Interessiert sich enorm für Details wie Etiketten oder Reißverschlüsse und Aufkleber (✔)
- Guckt unter Gegenstände (✘) ✔
- Probiert Schnürsenkel aufzuziehen (✘) nein, aber sie hat auch ehrlich gesagt nie Gelegenheit dazu
- Kippt etwas um, um den Inhalt zu betrachten (✘) ✔
- Stopft anderen Menschen essen in den Mund (✘) ✔
- Greift nicht daneben (✔)
- Wirft Dinge fort (✔)
- Probiert aus, ob ein Spielzeug in ein anderes passt (✘) ✔
- Zieht seine Söckchen aus (✔)
- Versteht kurze Befehle wie „nein“ (✔)
- Hört aufmerksam zu, wenn man mit ihr spricht (✔)
- Hört aufmerksam auf eine Stimme am Telefon (✔)
- Kratzt mit den Fingernägeln über Untergründe (✔)
- Stellt Zusammenhänge zwischen Wörtern und Taten her (✘) ✔
- Pustet (✘) ✔
- Protestiert, wenn Eltern den Raum verlassen (✔✔✔) Ich reduziere mal vorsichtig auf zwei Häkchen ✔✔
- Krabbelt hinterher (✘) ✔
- Sucht immer wieder Augenkontakt (✔) ✔
- Macht winke, winke (✘ eher zufällig) ✔
- Klatscht in die Hände (✘) ✔
- Imitiert Laute mit der Zunge (✔) ✔
- Imitiert ja und nein mit Nicken oder Kopfschütteln (✘) ✘
- Setzt sich selbst auf (✘) ✔
- Stellt sich hin und zieht sich hoch (✘) ✔
- Steht frei (✘) selten und ausversehen. manchmal lässt sie die Möbel los und merkt nicht, dass sie alleine steht
- Läuft mit Unterstützung (✘) ✔ läuft an den Möbeln entlang
- Krabbelt (✘) ✔
- Benutzt Daumen und Zeigefinger beim Greifen (✔)
- Kann mit beiden Händen mit etwas spielen (✔)
Gar nicht schlecht! Ich muss sagen, dass das Buch bisher bei vielem Recht behalten hat. Ich finde diese ganzen Entwicklungen super spannend und freue mich total, dass Lenia mit jedem Schritt vorwärts auch selbstbewusster und stärker wird. Für mich ist sie oft schon gar kein richtiges Baby mehr, sondern ein Mini Kind. In drei Monaten feiern wir schon ihren 1. Geburtstag! Unglaublich ♡
Ich bin sehr gespannt, was ich dann zu berichten habe!
Liebe Grüße, Britta
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