Baby

Bevor ich Mama war

Mai 20, 2019

Hallo ihr Lieben,

sechzehn Wochen und drei Tage. Das sind genau 115 Tage in einem komplett neuen Leben, das sich anfühlt, als hätte es schon immer auf uns gewartet. Mein Mann und ich fragen uns oft, wo unser kleines Mädchen bloß war, bevor sie zu uns kam. Es fühlt sich alles so richtig an, als ob sie einfach zu uns gehört. Sie passt zu uns, wir zu ihr, ist ein weiterer und der bisher wertvollste Teil in unserem Puzzle.

Aus einem Leben zu zweit sind wir plötzlich eine richtige kleine Familie geworden. Und obwohl ich mir ein Leben ohne unsere Tochter gar nicht mehr vorstellen kann, erinnere ich mich natürlich noch gut an die Zeit davor. Während meiner Schwangerschaft war einer meiner Gedanken oft „Wie geht das überhaupt, eine gute Mama zu sein? Kann man es lernen, wird man es ganz von allein, ist man es einfach oder eben nicht? Oder ist eh jede Mama immer genau richtig für ihr eigenes Kind?“ Heute weiß ich, dass Mama und Papa in Wirklichkeit nur Synonyme für Lois Lane und Superman sind. Nur, dass sich Mama und Papa eben schneller aussprechen lassen.

Wir alle drei sind jeden einzelnen Tag gewachsen – innerlich und vor allem noch mehr zusammen. Sind unglaublich stolz, voller Liebe, aber auch manchen Ängsten. Jeder Tag ist neu, anders und eine bunte Tüte an Emotionen und Erlebnissen. Was so ein Kind mit einem macht, ist ein wahres Feuerwerk. Und tatsächlich wächst man Schritt für Schritt ganz automatisch in das Eltern-sein hinein. Man ist bedingungslos da, verändert intuitiv seine Gewohnheiten, Bedürfnisse und Werte. Manches davon habe ich geahnt oder erwartet, vieles aber auch nicht. Man weiß einfach nicht, was da auf einen zukommt. So ein Kind erwischt einen mit der vollen Wucht des Lebens. Und man empfängt dieses Leben mit offenen Armen, schließt es in sein Herz und stellt irgendwann plötzlich fest, dass man innerhalb so kurzer Zeit so viel anders fühlt, macht oder denkt. Das sind zum Teil ganz banale, aber auch ganz wertvolle Änderungen, über die ich oft innerlich schmunzeln muss.

Denn bevor ich Mama wurde, hätte ich nie gedacht, dass

… ich mal gerne mit einem anderem Menschen, außer mit meinem Mann, das Bett teile.

… es möglich ist, noch mehr Organisation und Planung in mein Leben zu integrieren, als ich es vorher schon tun musste.

… ich alles mögliche und unmögliche auch mit nur einer Hand erledigen kann, weil meine kleine Klette immerzu auf meinem Arm sein möchte.

… ich ein Meister im Kinderlieder singen werde. Denn vorher beschränkten sich meine Liedtext-Gedächtnisse im Allgemeinen a) auf ein Minimum und b) im deutschsprachigen Bereich auf „Das Bruttosozialprodukt“ und „Ein knallrotes Gummiboot“.

… ich als absolute Nachteule nun hin und wieder ganz gerne früh ins Bett gehe und

… ich manchmal – zugegeben selten – sogar zur Frühaufsteherin werde.

… ich tatsächlich mal Popel aus einer fremden Nase entfernen werde.

… ich einen Haufen Essen verputzen kann und trotzdem nicht satt werde, aber gleichzeitig lange ohne Essen auskommen kann, wenn’s mal wieder schwierig mit der Beschaffung oder Zubereitung wird.

mal so richtig pünktlich sein werde. Nicht zu früh, nicht zu spät, einfach pünktlich. Ein schlauer Mensch sagte vor kurzem zu mir: „Niemand ist so pünktlich, wie eine Mutter.“

… im Auto freiwillig nur noch auf der Rückbank sitze, um bei meinem Kind zu sein.

… ich mal mehr Spaß daran habe Kleidung für jemand anderen zu shoppen, als für mich selbst.

… den ganzen Tag gefühlt eine Wasserkiste mit mir rumtragen kann, ohne, dass mir der Arm abfällt oder der Rücken durchbricht.

… ich mal Mama-Kind Kurse besuchen würde. Mein absoluter Albtraum! Übermotivierte Muttis, die sich gegenseitig erzählen, wie unglaublich toll das eigene Kind ist und dass es ja eigentlich schon Räder schlagen könnte, wäre da nur nicht die bekannte Problematik mit dem Halten des Köpfchens. Mein erleichterndes Fazit: es gibt auch ganz handzahme und auf dem Boden gebliebene Mamis und die Babys haben wirklich irre Spaß an solchen Kursen.

… ich mal jemanden genauso innig, ehrlich und doll lieben kann, wie meinen Mann.

… ich es schaffe, so gut wie alle Alltagsaufgaben auf ein Minimum an Zeit zu verkürzen. 7 sind die neuen 20.

… ich Sabber auf sämtlicher meiner Körperteile ertrage, ohne unter ständigem Würgereiz zu leiden.

… ich mich auf nur eine Sache und Aufgabe am Tag konzentrieren kann, ohne mich (ernsthaft) zu langweilen.

ich jemanden innerhalb kürzester Zeit so sehr vermissen kann.

… ich jeden Morgen mit einem riesigen Glück im Bauch aufwachen darf und Familie noch so viel mehr bedeutet, wenn man eine eigene hat.

Diese Liste könnte ich in den nächsten 25 bis 30 Jahren vermutlich wöchentlich weiterführen oder manche Punkte gegen andere ersetzen. Ich bin jedenfalls super gespannt, was als nächstes unser Leben auf den Kopf stellt und worüber wir lachen, weinen und uns wundern dürfen.

Unser kleiner Wirbelwind wird uns das Leben nochmal neu erzählen. Gibt es etwas, was ihr in den ersten Wochen neu erleben durftet?

Habt eine schöne Woche,

Britta

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